Fragen und Antworten - Dr. Ulrich Nass
Als CEO von NSK Europe ist es die Aufgabe von Dr. Ulrich Nass, das Unternehmen durch eine Zeit des raschen technologischen Wandels und der Unterbrechung der Lieferkette zu steuern und gleichzeitig als Brücke zwischen Europa und Japan zu fungieren. In diesem Q&A teilt er seine Sichtweise auf die Trends, die die Branche neu gestalten, und seine Vision für NSK in Europa.
„Veränderungen sind eine Teamleistung, und der Erfolg gehört dem gesamten Team." Dr. Ulrich Nass
Was ist die größte Herausforderung, der Sie sich bei Ihrer Arbeit für ein Unternehmen wie NSK gegenübersehen?
In meiner Funktion muss ich als Brücke zwischen der westlichen und der japanischen Kultur in einem globalen Unternehmen fungieren, das nach einer dreidimensionalen Matrixstruktur organisiert ist. Ich sehe mich als Übersetzer der Europäer für die Japaner und der Japaner für die Europäer.
Außerdem ist die Liebe zum Detail bei NSK auf einem anderen Niveau und erfordert einen gründlicheren Entscheidungsprozess als bei anderen Unternehmen, für die ich gearbeitet habe.
Wie arbeitet NSK daran, die Auswirkungen des Drucks auf die globale Lieferkette zu mildern?
NSK arbeitet kontinuierlich am Aufbau einer widerstandsfähigen Lieferkette, und ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass wir in den letzten Jahren trotz der verschiedenen Krisen, die den Markt getroffen haben, zu keinem Zeitpunkt einen einzigen Kunden im Stich gelassen haben. Im Gegenteil, wir konnten einigen Kunden sogar helfen, als sie mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen hatten.
Als Teil unserer japanischen Wurzeln und Unternehmenskultur haben wir vertrauensvolle und langfristige Beziehungen zu unseren Lieferanten aufgebaut. Wir wissen, dass wir uns auf sie verlassen können, und sie wissen, dass sie sich auf uns verlassen können.
Natürlich müssen wir bei einem Unternehmen wie NSK unsere globalen Fertigungskapazitäten mit einem „Local-for-Local-Manufacturing”-Ansatz in Einklang bringen, der wettbewerbsfähig ist. Diese Struktur bietet zusätzliche Sicherheit, da wir immer eine zweite Bezugsquelle für Produkte anbieten können.
Wie verändern sich die Kundenerwartungen auf dem Markt und wie passt sich NSK diesen Veränderungen an?
Die Unterschiede sind sowohl hinsichtlich der Branchen als auch der Anwendungen enorm. Im Allgemeinen geht der Trend jedoch zu einer schnelleren Markteinführung (sowohl in Bezug auf das Design als auch auf die Verfügbarkeit), zur Digitalisierung sowohl des Vertriebs als auch der technischen Prozesse (weshalb wir so intensiv an unserem Online-Angebot und der Integration von Diensten wie FVA Workbench arbeiten), zur Gewährleistung möglichst widerstandsfähiger Lieferketten und zu einem gestiegenen Bewusstsein für CO2-Neutralität.
Welche aufstrebenden Märkte oder Anwendungen halten Sie in Bezug auf das Wachstum für am spannendsten?
Geografisch gesehen wird Afrika mit Sicherheit wachsen und in den nächsten 10 Jahren ein sehr spannender Markt sein. Selbst in Europa, wo die Märkte derzeit nicht wachsen, gibt es für NSK Europe ein erhebliches Potenzial, unsere Qualität und unser Know-how zu nutzen und in den nächsten Jahren deutlich zu wachsen.
Was die Anwendungen angeht, gibt es viele, aber ich bin besonders begeistert vom EV-Markt und den Veränderungen, die er in Bezug auf Antriebsstränge und Fahrwerke vorantreibt. Hinzu kommen eVotls, der medizinische Bereich und die fortschreitende Robotik.
Wie unterscheiden Sie NSK in Zeiten zunehmenden Wettbewerbs von anderen Unternehmen?
NSK ist eine leistungsstarke, hochwertige Marke, und wir bieten unseren Kunden Lösungen, die unsere Wettbewerber nicht nachahmen können. Ebenso wichtig ist das Vertrauen, das wir zwischen uns und unseren Kunden pflegen, und die Zuverlässigkeit, die wir in Bezug auf die Lieferkette bieten.
Wie werden fortschrittliche Technologien Ihrer Meinung nach die Branche verändern?
Hier sind zwei Dinge zu berücksichtigen: Produkte und Prozesse.
Was Produkte angeht, liegt unser Hauptaugenmerk auf der Einführung von KI und digitalen Zwillingen in unser Produktlebenszyklusmanagement. In Bezug auf Prozesse spielt KI eine Rolle bei der Qualitätskontrolle, der Nachfrageprognose, der Bestandsprofilierung und der Büroeffizienz.
Nachhaltigkeit ist für große Unternehmen mittlerweile ein unverzichtbares Thema. Welche Schritte unternimmt NSK in diesem Bereich?
Nachhaltigkeit hat für uns absolute Priorität. Seit 2017 haben wir unsere CO2-Emissionen um 92 % reduziert und alle unsere Werke auf zertifizierten Ökostrom umgestellt. Außerdem haben wir lokale Initiativen wie die Regenwassernutzung eingeführt.
Auch bei unseren Produkten machen wir Fortschritte, beispielsweise durch die Einführung des ersten Biokunststoffkäfigs auf dem Markt.
Was war die wichtigste Lektion in Sachen Führung, die Sie als CEO von NSK Europe gelernt haben?
Um Veränderungen voranzutreiben, muss man ehrlich und transparent sein und den Mitarbeitern und Kunden zuhören. Veränderungen sind eine Teamleistung, und der Erfolg gehört dem gesamten Team.
Wie sieht Ihre Vision für NSK in den nächsten fünf bis zehn Jahren aus?
NSK hat eine globale Vision namens „Change & Go Beyond”.
Für NSK Europe bedeutet dies konkret, dass wir das Geschäft transformieren (Change), Marktanteile in Europa gewinnen, stark in Afrika expandieren und auch neue Produkte einführen (Go Beyond) werden.
In zehn Jahren wird NSK Europe also seine Marktposition in Europa gestärkt und sich in Afrika etabliert haben. Als Teil der größeren NSK-Gruppe werden wir Komponenten und Systeme (einschließlich Software) für verschiedene Branchen mit lokaler und globaler Fertigungspräsenz liefern. Wir werden auch weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber bleiben und mit unseren reibungsarmen Lösungen zu einer sichereren und umweltfreundlicheren Gesellschaft beitragen.
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